Der Langhaarfaktor

Langhaarfaktoriert 😆 ???

Wenn man in der Kurzhaarcollie-Datenbank querliest, findet man bei der Beschreibung mancher Hunde die Bemerkung “pure for smooth” oder “rough factor“, also reinerbig kurzhaar und langhaarfaktoriert.
Der Langhaarcollie heißt auf englisch “Rough Collie”, der Kurzhaar “Smooth Collie”, daher die Begriffe.

Der Kurzhaarcollie kann also das Langhaargen verdeckt tragen.  Kurzhaar ist ein dominanter Erbgang und von daher wird der Hund optisch ein kurzhaariger Hund sein.
Manchmal ist es ersichtlich, wie beim schon oben verlinkten Felan, der eine ausgeprägte, wunderschöne Halskrause trägt.
Es gibt aber auch durchaus sehr, sehr kurzhaarige Hunde, die den Langhaarfaktor völlig versteckt tragen, wie zum Beispiel diese Hündin.  Inzwischen kann man den Langhaarfaktor genetisch abtesten, bei dieser Hündin jedoch wurde es jedoch erst – Überraschung 😀 !! – durch den langhaarigen Nachwuchs sichtbar.

Da beide Eltern kurzhaarig sind, wirft es die Frage auf, wie es zu insgesamt vier langhaarigen Welpen im Wurf kommen konnte!?
Der Langhaarfaktor ist ein wunderbares Beispiel für einen rezessiven Erbgang.  Beide Hunde trugen das rezessive Langhaargen und gleichzeitig das dominante Kurzhaargen.
Fallen nun in einem Welpen zwei Langhaargene zusammen, das heißt, das vom Vater und das der Mutter, ist plötzlich ein langhaariger kleiner Welpe in der Wurfkiste!

Ein kleiner Langhaarcollie aus kurzhaarigen Eltern muss also zwei Langhaargene tragen und ist somit reinerbig langhaarig.  Niemals wird er ein Kurzhaargen versteckt weitertragen, denn, wie gesagt, Kurzhaar ist dominant.  Jeder Collie mit mindestens einem Kurzhaargen wird kurzhaarig sein!

In vielen Ländern ist die Rasse Collie nach wie vor eine Rasse mit zwei Varietäten, Lang- und Kurzhaar.
In den USA und in Kanada wird sogar ständig gemischt gezüchtet und in fast allen Würfen gibt es Lang- und Kurzhaarige, wie zum Beispiel hier bei einem kanadischen Züchter.

Auch in Europa ist zumindest eine gelegentliche Durchmischung von Lang- und Kurz immer wieder einmal machbar, wie bei diesem Wurf in der Schweiz.  Zum Wohle des Genpools sicherlich unbedingt wünschenswert!
Leider bildet Deutschland hier eine Ausnahme und belegt solche Welpen, auch aus dem Ausland importiert, als “Mischlinge” mit Zuchtausschluss.
Weltweit ist nur in Deutschland ein Gentest auf die Haarlänge für die Ankörung erforderlich. Bei einer späteren Verpaarung besteht dann ein Verbot für zwei langhaarfaktorierte Eltern.  Langhaarige Welpen werden dadurch zwar ausgeschlossen, da das jedoch nicht gesundheitsrelevant ist, bedeutet es meiner Meinung nach eine überflüssige Einengung des Genpools.

Während in Deutschland die bis vor wenigen Jahren noch möglichen langhaarigen Welpen Kurzhaarcollies mit “Standardfehler” sind und somit keine Zuchttauglichkeit haben, dürfen in England, dem Ursprungsland unserer Rasse, diese Welpen inzwischen sogar wieder in der Langhaarcolliezucht den Genpool bereichern!

Übrigens sind langhaarige Welpen aus zwei Kurzhaar-Eltern keineswegs “mittellang” im Fell, wie man zum Beispiel an dieser hübschen Langhaarhündin sieht….  Beide Eltern stammen aus US-Zuchten.
Fällt das Fell weniger plüschig aus, dann kann das ein Zeichen für ein “altes” Langhaar-Gen sein, das lange unerkannt mitgetragen wurde und dann auf einmal wieder in einem Welpen zum Vorschein kommt, wie vielleicht bei dieser Hündin hier.

Aloha aus dem Foto oben ist reinerbig Kurzhaar getestet – trotz ihres langhaarfaktoriertem Vaters. Reiner Zufall.  Die neun Geschwister sind zum großen Teil nicht genetisch getestet, aber ich vermute, dass ungefähr die Hälfte langhaarfaktoriert ist….

Weitere Informationen finden Sie unter anderem hier.

Links die reinerbig kurzhaarige Amica und rechts ihre langhaarfaktorierte Mutter Prada (eine US-Import Hündin):
Foto Regina Lahmann