Vorangestellt mein Rasseportrait von “Hey-Fiffi” veröffentlicht: Häufige Fragen zum Kurzhaarcollie “Erwartungen und Wirklichkeit klaffen im Leben immer ein wenig auseinander. Bei Hunden ist das nichts Anderes. Als ich mir vor einem Jahr schließlich einen Welpen aussuchte, hatte ich eine ganz klare Erwartung: dieser Hund würde einfach perfekt sein. Sie würde sehr gut aussehen, ganz hervorragend arbeiten, hätte ein tolles Wesen und wäre ein Quell permanenter Freude im Alltag und im Leben. Kurzum absolut realistisch!” 2015: Maja 8 Jahre, Biene 4 Jahre und Emily 13 Jahre Und so bringt jeder Hund neue Freuden und Herausforderungen mit ins Haus 🙂 ! Und auch wenn jeder Züchter und jeder Kurzhaarcollie-Besitzer wohl andere Antworten geben würde, möchte ich versuchen, hier meine Erfahrungen zusammenzufassen. Denn “den” Kurzhaarcollie gibt es eben nicht. Sie sind alle Individuen, deren Charakter eine Mischung ist aus ihren Erfahrungen und ihren Genen. Dazu kommt Alter und Geschlecht. Ein Jungrüde verhält sich völlig anders als eine 10jährige Hündin….. aber Spaß machen sie beide (meistens jedenfalls 😉 )! 2016: Maja, Emily, Biene und Aloha 2017: immer noch alle vier zusammen, Emily ist auf dem Foto 15 Jahre und 2 Monate alt! 2018: inzwischen leider nur noch zu dritt…. Aloha, Biene, Maja 2019: Biene, Maja, Aloha 2020: Tulip, Aloha, die Ü-13jährige Maja und Biene 2021: Maja (14 Jahre, 2 Monate), Tulip (15 Monate), Aloha (5 Jahre) und Biene (10 Jahre) 2022: Leider wieder nur noch zu dritt (Biene, Aloha und Tulip) Ich freue mich, dass ich für “Hey-Fiffi” eine Kurzhaarcollie-Rassebeschreibung schreiben durfte, die, wie die Reaktionen in der KHC-Facebook–Gruppe zeigen, sehr gut aufgenommen wurde: “Super getroffen”, “Ich erkenne meinen Hund in allen Punkten wieder”, “Passt”, “Perfekte Beschreibung” usw.. Die Idee war, auch potentiell problematische Seiten der Rasse aufzulisten, denn längst nicht jeder Kurzhaarcollie ist der einfache Anfängerhund, als der er in den Medien gerne dargestellt wird!
Die ersten Wochen mit Welpen und Kind(ern) können hart sein. Die Zähnchen des Milchgebisses sind unerwartet scharf und die Krallen sind spitz. Da gibt es schnell auch einmal Tränen beim kleinen Zweibeiner. Management hilft. Im Internet findet man sehr günstige Angebote für Welpenzäune, die für getrennte Bereiche sorgen können. Geduld und gute Nerven bei den Eltern sind Voraussetzung.
Shona aus dem B-Wurf 2009
Ich selber gehe immer von etwa zwei Stunden täglich aus. Jüngere Kurzhaarcollies haben große Freude an der Bewegung und der Spaß an der Kopfarbeit bleibt bis ins hohe Alter. Deshalb versuche ich ihnen eine Mischung aus Lauf-/Spielmöglichkeiten und Kopf-/Nasenarbeit zu geben. Biene, Maja und Emily 2015
Die meisten Kurzhaarcollies haben keine Probleme mit anderen Hunden. Insgesamt gehen sie Ärger eher aus dem Weg. Je nach Vorerfahrung reagieren Hündinnen aber durchaus auch „zickig“ und so mancher Rüde zeigt im Umgang mit anderen Rüden, dass er sich doch nicht alles gefallen lässt. Bei Jungrüden muss man auch damit rechnen, dass Begegnungen phasenweise anstrengend werden. Prada und Tesla (E-Wurf) im Spiel 🙂 2015 Maja erzieht die 10 Monate alte Aloha
Aloha und die Rehe Viele Kurzhaarcollies zeigen durchaus Interesse an flüchtendem Wild. Die meisten lauffreudigen Hunde mit etwas Beutetrieb (der ja auch zur Arbeitsmotivation erwünscht ist), würden auch gerne hetzen – zumindest im jugendlichen Alter. Im Gegensatz zu Rassen wie Beagles reagieren sie deutlich stärker nur auf Sichtreize und sind auch eher sehr kurz unterwegs. Mit Management und Beschäftigung kann man es in der Regel sehr gut in den Griff bekommen. Wichtig ist Prävention von Anfang an. Mehr dazu unter “Antijagdtraining”. Biene und die IKEA-Ratte
Die Hunde zeigen das sehr unterschiedlich. Der eine hat gar keinen Schutztrieb, der andere durchaus. Bei einem jungen Hund zeigt sich das eventuell als Unsicherheit angesichts von Joggern usw. und sie neigen zum Verbellen. Da gilt es frühzeitig daran zu arbeiten, z.B. mit Methoden wie „Zeigen und Benennen“. Fragen Sie mich nach Links dazu. John Boy aus dem G-Wurf, 2014
Auch das ist unterschiedlich. Wichtig finde ich, dass er sich in der ersten Zeit nicht unbeaufsichtigt im Garten aufhält. Zu leicht gewöhnt er sich das Kläffen an. Und Bellen ist selbstbelohnend. Ich selber arbeite auch hier mit „Zeigen und Benennen“ und Management (zB Rückruf aus dem Garten, wenn gebellt wird). Biene 2013
Kurzhaarcollies haaren. Sie haben reichlich Unterwolle und die werfen sie circa zweimal im Jahr ab. Leichtes “Fusseln” hat man das ganze Jahr über. Dafür reicht nach einem Spaziergang im Matsch ein schnelles Abrubbeln von Beinen und Bauch. Im Gegensatz zu wasserfreudigen Hunden wie Retrievern werfen sie sich auch nicht in jedes Schlammloch, sondern weichen Dreckpfützen eher weiträumig aus! Mehr zur Fellpflege hier!
Damit muss man klarkommen 😉
Ja. Ein Kurzhaarcollie ist neugierig und wird sich gerne auch in der Nachbarschaft umschauen. Wenn das unerwünscht oder gefährlich ist, muss ein Zaun her. Die Höhe ist eher nebensächlich. Der Hund wird schnell lernen, die Grenze zu akzeptieren. Ist die Hündin allerdings läufig oder der Rüde auf Freiersfüßen muss der Zaun schon eine gute Höhe haben, damit man sie unbeaufsichtigt im Garten lassen kann. Biene 2015 an unserem Gartenzaun
Obwohl die Ahnen die gleichen sind, hat sich der Standard doch ziemlich weit auseinander entwickelt. Bei den Hunden aus Übersee sind die Köpfe kantiger, der Knochenbau kräftiger und sie sind meist deutlich größer als die Europäer. Bei uns sind die vom Standard vorgegebenen Größen für Hündinnen 51-56cm, für Rüden 56-61cm. In den USA hat man für Hündinnen 56-61cm und für Rüden 61-67cm. Kanada-Importhündin Lea und Biene, gleich alt
Neben Fixkosten wie der Hundesteuer und einer Haftpflichtversicherung sind die Kosten der Hundehaltung doch recht unterschiedlich. Ich habe nie ausgerechnet, wieviel uns das tägliche Futter kostet. Manche kommen günstige an Schlachtabfälle heran, andere (wie wir) bestellen es relativ teuer. Bedarfdeckendes Trockenfutter gibt es auch in verschiedenen Preisklassen. Ausstattungsmäßig sind uns gut passende Geschirre wichtig, die auch ihren Preis haben. Wirklich ins Geld können allerdings Tierarztkosten gehen. Und das ist unvorhersehbar. Ein Rennflash auf der Wiese mit Bänderriss kostete uns das Äquivalent eines Gebrauchtwagens. Daher empfehlen wir inzwischen mindestens eine OP-Versicherung, seit der deutlichen Preiserhöhung im Herbst 2022 besser sogar eine Komplettversicherung.
In der Höhe entspricht der Standard exakt dem des Labradors. Sie sind aber deutlich leichter und wirken daher zierlicher. Meine erwachsenen Hündinnen, die allesamt eher am oberen Ende des Standards sind und waren, wogen zwischen 19 und 23kg. Rüden sind wohl im Durchschnitt etwa 5kg schwerer.
Meiner Meinung nach ist ein realistisches Durchschnittsalter 12 Jahre. Es gibt leider Hunde, die uns schon mit 10 Jahren verlassen, aber ebenso häufig werden andere 14 Jahre alt (und gelegentlich sogar älter!). Emily im Oktober 2015, 13 Jahre und drei Monate alt Emily im Januar 2017, 14,5 Jahre alt Emily im September 2017, 15 Jahre und zwei Monate alt! Emily starb am 28. Februar 2018 – 15 Jahre und 7 Monate alt….. Maja (Bienes und Alohas Großmutter) wurde 15 Jahre und 2 Monate alt…. Unsere Clubzeitschrift veröffentlichte in der Dezember-Ausgabe 2020 eine schöne Charakterbeschreibung, von der holländischen Züchterin Marijke van der Norrda-Meertens vor ca. 20 Jahren verfasst, die ich in Auszügen hier zitiere: “Der Kurzhaarcollie ist ein aufgeweckter, intelligenter Hund. Er interessiert sich für alles, was um ihn herum geschieht und mischt sich in alles ein. Es ist ihm wichtig, geschätzt zu werden. Immer versucht er, seinem Menschen einen Gefallen zu tun, ohne jedoch sklavisch dessen Befehlen zu folgen. Mit einem Kurzhaarcollie erleben Sie daher immer wieder Überraschungen! Seine Frohnatur und seine Schläue machen aus dem Kurzhaarcollie einen guten Arbeitshund für jene Menschen, die sein eher selbständiges Auftreten in gute Bahnen leiten können. Kurzhaarcollies besitzen eine gewisse Unabhängigkeit und ergreifen gerne die Initiative. Dies ist das Merkmal von Hütehunden, denen von Beginn an ein gewisser Raum zugestanden wurden, um selbst Entscheidungen treffen zu dürfen. Der Kurzhaarcollie ist ein empfindsamer, sehr sensibler Hund und deshalb passt er nicht zu jedem. Doch er selbst hat ein großes Anpassungsvermögen. Er ist sehr “menschengerichtet”. Er ist ein lebendiger und agiler Hund, der es mag, mit anderen Hunden zu rennen. Ein kleines Ründchen an der Leine um den Block genügt nicht, um seinen Drang nach Bewegung zu befriedigen. Beim Spaziergang entfernt sich der Kurzhaarcollie meistens nicht weit weg von seinem Menschen, dies heißt aber keinesfalls, dass er nicht jagt. Kurzhaarcollies lieben es, Vögeln und Kaninchen nachzulaufen, aber sie sind leichter als andere Rassen zurückzurufen. Wenn er genug Bewegung gehabt hat, verhält sich der Kurzhaarcollie im Hause ruhig. Er lernt schnell, aber seine Empfindsamkeit verlangt dem Menschen bei der Erziehung viel Einfühlungsvermögen, Geduld und Zuneigung ab. Strenge Befehle mit Kettenrasseln werden dem Kurzhaarcollie nicht guttun. Im Gegenteil – dadurch wird er noch ungehaltener.” Den offiziellen Rassestandard (mit zwei herrlich humorvollen Persiflagen) findet man hier.
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