“Es sollte daher wichtiger sein, die Sozialisierung der Welpen in ihrer primären Umgebung, also in der Familie und im Umfeld des Züchters zu optimieren und stattdessen das von der Entwicklungsbiologie gefundene Zeitfenster bis zum Ende der zehnten bis zwölften Woche dort verbringen zu lassen. …
Und so ist es vielleicht gar nicht so dumm, sich einfach die Praxis der beiden südlichen deutschsprachigen Nachbarländer zu eigen zu machen, wo eben kleine Hunde erst ab der zehnten, große ab der zwölften Woche abgegeben werden sollten. …
Zwar könnte möglicherweise eine frühere Abgabe der Welpen die Welpen stärker auf den Menschen fixieren. Jedoch vermutet Miklosi, dass dadurch beispielsweise auch eine verstärkte Anfälligkeit für Trennungsängste grundsätzlich und für spätere, dann meistens sehr massive Probleme mit dem Alleinsein verknüpft werden. Die Attraktivität des Menschen muss dieser sich eben als Beziehungspartner ehrlich verdienen, und sollte sie nicht durch eine zu frühe Abnahme von der Hundemutter und den Wurfgeschwistern in unbiologischer Weise erzwingen.”
Zitiert aus: Udo Gansloßer/Petra Krivy, “Ein guter Start ins Hundeleben”, 2014, S. 184-185
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“Beim Lesen mancher Empfehlungen fragen wir uns als Züchter, ob diese Autoren jemals selbst einen Wurf in ihrem Haus großgezogen haben oder ob sie sich ihre Meinung einzig aufgrund der Literatur und angelesener Untersuchungsergebnisse gebildet haben. …
Wir würden es eher so formulieren, dass manche Rassen weniger Schaden durch einen zu langen Verbleib beim Züchter nehmen als andere. …
Gut sozialisierte Welpen zeigen weder Anpassungsschwierigkeiten noch eine Phase besonderer Ängstlichkeit oder Zurückhaltung nach der achten Lebenswoche. ….
Unserer Meinung nach sind Welpen im Alter von acht Wochen in den meisten Fällen nicht nur bereit für eben dieses Abenteuer des Umzugs, sie profitieren vielmehr von der nun folgenden Einzelbetreuung durch ihre neuen Besitzer. ….
Die Geschwister können sich ebenfalls gegenseitig negativ beeinflussen. Je länger sie miteinander zusammenleben, desto mehr verfestigen sich bestimmte Spielvorlieben. …
In ihrer Bindungsausrichtung fokussieren sich die Welpen also immer mehr auf Hunde statt auf Menschen, je älter sie werden und je mehr sie miteinander spielen. Gleichzeitig wird das gemeinsame Spiel zum festen Bestandteil des Wohlfühlbudgets der Welpen, also zu etwas, das sie brauchen, um emotional ausgeglichen zu sein. …
Spätestens ab der neunten Woche (auch in Abhängigkeit von der Wurfgröße) wird jedoch kein Züchter jedem einzelnen Welpen im gleichen Maß die nötige Einzelbetreuung und individuellen Lernerfahrungen bieten können, wie ein engagierter Welpenbesitzer dies für seinen einzelnen Hund leisten kann.”
Zitiert aus: Madeleine und Rolf C. Franck, “Frühförderung für Welpen”, 2014, S. 18-22
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