Positiv Arbeiten

Unterwegs mit Clicker in der Hand…

Plädoyer für eine positive Hundeerziehung

In den letzten Wochen wurde mir immer wieder überdeutlich, wie präsent das alte Dominanz-Schema doch nach wie vor ist. Aktueller Anlass ist die verstärkte Diskussion um den Hundetrainer Cesar Millan. Informationen zu seiner umstrittenen Fernsehsendung findet man hier.

Unverständlich ist mir, wie zahlreich die Anhänger dieses amerikanischen “Flüsterers” sind (wo wird da sanft geflüstert???). Die beifallklatschend sagen: Wir sind der „Rudelchef“, der Hund darf uns nicht „auf der Nase herumtanzen“ und das wird auch ganz klar mit Strafen durchgesetzt. Ja, das MUSS sogar so durchgesetzt werden…. will man nicht etwa, wie peinlich, der Fraktion der windelweichen Wattebauschwerfer zugeordnet werden!!! Oh nein, „klare Ansagen“ bräuchte der Hund, schließlich orientiere man sich an der hundlichen Kommunikation, an den Hunden selber, die klar und durchaus heftig sagten, was „Sache“ sei… und die sich nicht etwa gegenseitig mit Leckerlies „vollstopften“.

Oh je. Wenn ich mir anschaue, welche Probleme viele Hundebesitzer mit der punktgenauen und konsequenten Bestärkung haben, wundert es mich nicht, dass sie von der positiven Schiene enttäuscht sind.

Doch sollte die Alternative die Suche nach einem fähigen Trainer sein und nicht die Abkehr von der positiven Arbeit mit dem Hund. Denn alles andere wäre dem Hund, unserem Freund, gegenüber unfair und davon ganz abgesehen ist klar: die negativen Folgen von falsch ausgeübtem Druck auf den Hund sind sehr viel gravierender als die von falsch mit Leckerlies gefütterten Hunden!

Sicher, beides funktioniert, aber es ist ein fundamentaler Unterschied, ob man negatives Verhalten bestraft oder erwünschtes Verhalten belohnt. Leider sind wir selber sehr oft nach ersterem Prinzip erzogen worden und es sitzt tief. „Nicht geschimpft ist schon gelobt!“ ist eine Einstellung, auf die ich nach wie vor häufig treffe. Und so hört man dauerndes „Nein!“, „Lass das!“, „Schluss jetzt!“ und „Pfui!“, anstatt „Jaaaa!“, „Suuuper!“, „Richtig“ und „Toller Hund!“

Wissen wir doch von uns selber, wie sehr Lob motiviert und die Freude an der Arbeit steigert! Arbeiten wir freudig mit ständigen Korrekturen? Gelingt uns wirklich eine Leistungssteigerung, wenn wir Angst vor dem Chef haben? Ich kann für mich eindeutig sagen: Nein! Mit dem Reitunterricht hörte ich (leider) wieder auf, nachdem mir ständig gesagt wurde, wie unfähig ich doch sei. Ein bisschen Lob und ich hätte weitergemacht. Mehr Lob und ich hätte die Stundenanzahl und meine Anstrengungen verdoppelt ;-)!

Lerntheorien gelten für uns genauso wie für unsere Hunde…. Und die sagen, dass Lernen unter Druck nur sehr schlecht funktioniert. Wirklich erfolgreiches Lernen braucht Motivation und das sollten wir versuchen bei unseren Hunden umzusetzen.

Noch ein Wort zum häufig gehörten Argument, die Hunde untereinander würden auch nicht zimperlich miteinander umgehen und sich nicht gegenseitig mit Leckerchen füttern….

Maja und die junge Biene

Ja, die absolut souveräne Maja sagt ihrem Nachwuchs und anderen Junghunden klar und deutlich, was sie will: nicht belästigt werden, den Knochen selber fressen und das Spielzeug behalten. Aber das ist dann auch schon alles. Sie verlangt nicht, dass sie an lockerer Leine neben ihr gehen, sie verlangt noch nicht einmal ein einfaches Sitz, ganz zu schweigen von einem Sitz unter hoher Ablenkung.

Davon abgesehen, erzeugen ihre durchaus klaren Ansagen so viel Respekt bei dem Jungvolk, dass sie sich ihr oft nur noch beschwichtigend nähern, ja manchmal nicht einmal mehr unser Haus betreten wollen. Maja hat damit keinerlei Probleme, es ist ihr, im Gegenteil, gerade recht – aber das ist ganz sicher nicht die Beziehung, die ich mir zu meinen Hunden wünsche…. Ihr Vertrauen will ich mir erhalten.

Biene und Tonic

Dazu kommt, dass ich mir mit dem Collie absichtlich einen weichen Hund ins Haus geholt habe – da geht sehr vieles ohne die sogenannten “Einwirkungen” oder „Impulse“, wie Strafe heute gern euphemisierend genannt wird. Wenn ich mich zurück erinnere an meine vielen Jahre Hundehaltung, sind es genau diese Momente, in denen mir der Verzicht auf Strafe nicht gelang, die mir nun von Herzen leidtun. Denn sie zeigen mir meine Unfähigkeit auf, so mit dem Hund zu kommunizieren, dass er mich versteht und bereit ist, freudig mitzuarbeiten.

Und so plädiere ich dafür uns der Herausforderung zu stellen, unsere vierbeinigen Lebenspartner so zu behandeln, wie sie es verdienen. Zeigen wir ihnen auf die sanfte Art, was wir von ihnen wollen! Sie werden es uns in vielfacher Weise zurückzahlen….

Wirklich positiv arbeitende Trainer findet man hier,

eine gute Liste von Literaturempfehlungen unter anderem hier.

Nachdem ich mit Millan begann, hier zum Abschluss noch das Video (mit deutschen Untertiteln!) eines Interviews mit Millan über seine Trainingstechniken. Und weil es so schön ist, hier noch die Kommentare von “Killerrüde Willi” dazu!

Magic