Hester M. Eick: “Das große Welpenbuch für Familien”

Nun ist es also da, das Buch, für das Aloha mehrfach fotografiert wurde:  Das große Welpenbuch von Hester M. Eick.

Meine Buchkritik erinnert mich leider etwas an die Vorgehensweise, die ich in der Hundeerziehung versuche zu vermeiden:  mein Fokus liegt sehr stark auf dem Negativem.
Aber gerade weil mein Hund für das Buch mehrfach fotografiert wurde (und die Fotos von Silke Kleewitz-Seemann sind wirklich entzückend 🙂 ), will und muss ich hier genau und kritisch hinschauen….

Zuerst einmal:  es ist wirklich wunderschön aufgemacht.  Ein großes, quadratisches Format, viele schöne Fotos und nette Zeichnungen.  Wirklich ein hübsches Layout, eigentlich ein perfektes Geschenk:

Natürlich arbeitet die Autorin “positiv”. Aber es erinnert mich an so manche Trainer-Homepage:  ebenfalls wunderschön aufgemacht mit reizenden Fotos, selbstverständlich wird “positiv gearbeitet”…..  bei denen man dann beim genauen Hinschauen doch wieder Anzeichen für die Arbeit über Meideverhalten findet.  Nicht nur absolute Anfänger sind  überfordert, das zu erkennen.

Denn eigentlich wird alles nett aufgebaut, auch ein Abbruchsignal (Seite 96/97). Dennoch nennt die Autorin, ganz klein und auf der Seite, auch andere Optionen:
“Es gibt auch körpersprachliche Abbruchsignale, die Ihr Welpe, genau wie Kinder, sehr gut versteht, weil er diese zum Teil bereits durch seine Mutter erlernt hat.  Diese reichen von einer eingefrorenen angespannten Köperhaltung über einen stechenden Blick bis hin zur ausgestreckten Hand. ” (Seite 97)


So ist ein Geschirr für sie kein Muss.  Sie schlägt “ein breites, leichtes Halsband oder ein Geschirr vor”.  Und direkt davor die 10m Schleppleine (Seite 31). Nirgendwo finde ich den unbedingt nötigen Hinweis, dass man eine Schleppleine absolut nur mit Geschirr benutzen darf!  Dass Aloha auf allen Außenbildern ein Geschirr trägt, war keine Vorgabe der Autorin….

Auf einer Doppelseite “Strafe muss sein?!” fordert sie Klarheit, Konsequenz und Respekt.  Strafe lehnt sie ab.
Auf anderen Seiten wird von Wasserspritze, Metallschellen, Gentle-Leader und Sprühhalsband zwar abgeraten, eine Option scheint es aber dennoch zu bleiben: “Ich rate dringend dazu, die Finger auch von Sprühhalsbändern zu lassen, es sei denn ein echter Fachmann steht daneben.” (S. 107).  Und zur Wasserspritze:

Während also aversive Werkzeuge durchaus besprochen werden, findet der Clicker leider keinerlei Erwähnung. Markersignale natürlich auch nicht.  Wie schade um eins der wichtigsten “Werkzeuge” das einfach unter den Tisch fällt. Verstehen kann ich das nicht …. 😐 . Gerade Welpen sind so leicht zu erziehen über die systematische positive Verstärkung des gewünschten Alternativverhaltens.

Wie so oft, wird manches schöngeredet.  Dass ein Welpe seine spitzen Zähnchen nicht mehr einsetzt ist eben fast nie mit “einer großen Kuscheleinheit” abgeschlossen, die abgebrochen wird, wenn Welpi zuschnappt (Seite 48):

Das leidige Hochspringen wird unter anderem auch wieder mit Meideverhalten unterbunden, indem Mensch einen Schritt auf den Hund zugeht:  “Sie nehmen ihm mit dieser Bewegung den Ihnen als Familienoberhaupt zustehenden Raum”. (Seite 80).

Als wohl besonders familiengeeignete Rassen werden acht Hunderassen vorgestellt.  Meine Auswahl hätte sicherlich in einigen Punkten anders ausgesehen, vor allem vermisse ich aber den Hinweis auf mögliche Trainerberatung vor dem Welpenkauf.  Auch die Option, einen schon erwachsenen Tierschutzhund mit der Hilfe von erfahrener Beratung auszuwählen, fehlt leider.



Ach ja, Aloha heißt im Buch “Paulchen”.  Ich find’s ja nett, dass auch ein Paulchen pink tragen kann….  ich seh das eh nicht so eng 😉 !

Leider sehe ich allerdings andere Dinge doch zu eng und bedauere wirklich, dass ich das Buch deshalb meinen Welpenkäufern nicht empfehlen werde.  Wirklich schade um eine vertane Gelegenheit….