Mantrailing Nachdem ich mit Emily Erfahrungen bei der Flächensuche gesammelt hatte (unten!), wollte ich mit Maja etwas Neues ausprobieren. Es bot sich an, in einem Nachbarverein an einem Mantrailing-Wochenende mit Christiane Liebeck teilzunehmen. Sehr schnell erkannten wir die Vor- und Nachteile gegenüber der freien Flächensuche. Die großen Vorteile sind für mich, dass ich diesen “Sport” überall mit meinem Hund ausüben kann – vor den Augen des Jägers und mitten in der Stadt. Der Hund ist angeleint am Geschirr und daher gesichert. Als gleichzeitigen Vor- und Nachteil empfinde ich die wesentlich größere Komplexität. Der Schwierigkeitsgrad ist nach oben offen – während für Emily eigentlich keine wesentliche Steigerung mehr möglich ist. Auf der anderen Seite merke ich aber eben auch, um wieviel schwieriger die Anforderungen für Maja sind. Flächensuche mit Opfermeldung hat man einem Hund doch recht schnell beigebracht, zumindest so, dass alle Beteiligten Freude daran haben können. Beim Mantrailing wechseln sich kleine Erfolgserlebnisse mit großen Frustrationen ab :-)! Im Unterschied zu Emily, die jedes Opfer anzeigt, das sie findet, bekommt Maja von Anfang an eine konkrete Suchaufgabe. Sie soll denjenigen finden, der zum Geruchsobjekt passt, das man ihr vor die lange Nase hält. Wirklich spannend wird das, wenn man ein “Fremdopfer” zur Verfügung hat, das der Hund nicht kennt. Folgt sie wirklich der richtigen Spur, hat sie die Aufgabe begriffen?? Dazu kommen schwierige Untergründe wie Asphalt, schwierige Bedingungen wie Wind, der die Spur verweht, störende Geruchsüberlagerungen wie Autoverkehr…. für uns Menschen ist es gar nicht vorstellbar, wie der Hund damit zurecht kommen soll. Interessant sind auch Aufgaben wie diese: dem Hund wird ein Geruchsobjekt präsentiert und in einiger Entfernung stehen dann 5 Menschen herum. Welcher ist nun der Richtige, der zum Geruchsobjekt passt?? Da wir unseren Hunden keine Anzeigeart beigebracht hatten, zeigten sie es ganz unterschiedlich an. Maja sprang am richtigen hoch…. Unterschied zur Fährtensuche Obwohl ich mit meinen Hunden noch kein prüfungsgerechtes Fährtensuchtraining gemacht habe, sehe ich doch zum Mantrailing gewaltige Unterschiede. Der für mich wichtigste ist, dass der Hund selbständig entscheiden kann, wie und wo er sucht. Da wird nicht vorgeschrieben, dass die Nase unten zu bleiben hat, dass er der Fährte genau folgen muss oder dass er die Winkel exakt “ausarbeiten” muss. Für mich ist das menschlich gedacht, nicht hundegemäß. Der Trail, d.h. die Geruchsspur, entsteht durch die Gase, die bei bakterillen Zersetzung der Hautzellen entstehen, die der Mensch ständig verliert. Sie werden von der warmen – den Körper umgebenden – Luft nach oben getragen und dort vom Winde verweht. Also werden sie – mal abgesehen von kompletter Windstille – gar nicht (alle) exakt dort liegen, wo der Mensch gegangen ist. Sie liegen je nach Windrichtung und Windstärke neben dem Weg, Und sie liegen zwangsläufig mehr oder weniger zufällig verstreut. Oft fangen sich die Hautpartikel während ihres Fluges an Hauswänden, an Gartenzäunen, an Mauern, an parkenden Autos oder an Holzstapeln und fallen dort konzentriert zu Boden. Und genau dort werden die Hunde bevorzugt laufen und suchen. So macht es für den Hund keinen Sinn, erstens die Nase am Boden zu haben und zweitens genau der gelegten Spur zu folgen. Anders als beim Fährten kann der Hund also selber entscheiden, wo zu dem Zeitpunkt, an dem er die Spur ausarbeitet das “Duftmaximum” liegt und wir sollen und können ihm nicht vorschreiben, wo er seine Nase zu führen hat. Maja im Herbst 2010
Update im November 2008: Nun ist seit dem ersten Seminar ein halbes Jahr vergangen und wir hatten wieder ein Treffen mit Christiane Liebeck. Wieder wurde uns klar, wie anspruchsvoll die Sucharbeit der Hunde ist und ich glaube, die meisten nahmen sich danach vor, wieder einen Schritt zurückzugehen, um die Hunde nicht zu überfordern. In meinem Fall heißt das, wir werden das nächste halbe Jahr intensiv den Start üben. Maja ist vor Erwartung so aufgeregt, dass sie sich mit der Konzentration schwertut. Also heißt unser Übungspensum: Sicherheit reinbringen (für Hund und Frauchen), Konzentration von Anfang an (z.B. den Hund am Start auch falsch herum ansetzen), leinentechnisch sicherer zu werden (alles sieht leichter aus, als es ist :-)). Wir werden versuchen, öfters, aber nur kurze Suchen zu machen…. Momentan habe ich mehrmals in der Woche die Gelegenheit, vor gemeinsamen Spaziergängen mit Freunden, gleich vom Parkplatz aus eine kurze, knackige Suche zu machen. Die Freundin hinterlässt beim Auto einen Geruchsgegenstand, verschwindet und versteckt sich. Um den Hund nicht durch falsche Signale zu verunsichern, weiß ich dabei, in welche Richtung sie geht, nicht jedoch, wo sie sich dann versteckt. Bisher klappt das hervorragend und Maja arbeitet voller Begeisterung mit! Update im September 2009: Maja ist sicherer auf der Spur geworden. Nach wie vor üben wir recht kurze Suchen, bevorzugt, aber nicht nur, auf Naturgrund. Maja hat immer noch häufig Probleme beim Start, da sie sich dann vor lauter Eifer und Vorfreude schlecht konzentrieren kann. Ist sie dann einmal auf der Spur, läuft sie konzentriert und zeigt durch guten Zug an, dass sie dem Geruch folgt. Meist üben wir momentan so, dass ich weiß, in welche Richtung das “Opfer” startete (vielleicht darf es Maja sogar sehen). Dann aber weiß ich nicht weiter Bescheid und muss versuchen, meinen Hund zu lesen. Sie muss ja auch lernen, mit meiner Unsicherheit (“Da lief sie doch bestimmt nichr rein….”) umzugehen. Es ist immer wieder spannend, mit “Fremdopfern” zu üben und zu sehen, dass die Aufgabenstellung den Hunden absolut klar ist. Tja, wie immer sind mal wieder wir am anderen Ende der Leine das Problem, Wir behinden den Hund, wir geben falsche Signale, wir lesen ihn nicht richtig. Aber wir bleiben dran und üben weiter…. Update im Oktober 2011: Immer noch traile ich regelmäßig einmal wöchentlich mit Freundinnen. Bei unseren Startproblemen haben wir große Fortschritte gemacht. Dennoch fällt es mir nach wie vor schwer, Maja korrekt zu “lesen”. Die Arbeit im Team mit meinem Hund ist einerseits die spannende Herausforderung beim Trailen, andererseits aber auch immer wieder frustrierend. Wobei mir der Grund für unsere Probleme nicht ganz klar ist: liegt es an Trainingsfehlern? An meiner Blindheit für feine Signale meines Hundes? Nun, trotz allem gelegentlichen Frust: Spaß macht es uns beiden trotzdem :-)! Nun habe ich mit der Biene die wunderbare Gelegenheit für einen Neuanfang bekommen. Von Welpenbeinchen an war sie auffälig spureninteressiert. Gehe ich zum Beispiel vor den Hunden aus dem Haus um noch etwas draußen zu erledigen, muss Biene unbedingt überprüfen wo ich war, wenn sie dann endlich auch raus darf. Das heißt, Nase auf den Boden, Ohren auf Durchzug und los…. Mit dem Mantrailing habe ich aus Termingründen eher langsam, das heißt selten, begonnen. Dennoch hat sie dieses tollste aller tollen Spiele sofort begriffen und ist kaum zu bändigen, wenn sie die Vorbereitungen sieht. Und dabei wollte ich es mit diesem Hund doch ausgesprochen ruuuuhig angehen! Das waren allerdings nur meine Vorstellungen, die wohl absolut nicht deckungsgleich sind mit ihren. Sie will nur los, los, los! Nun versuche ich, etwas Ruhe in den Start reinzuclickern, bin damit bisher aber recht erfolglos. Sobald sie dann endlich suchen darf, hängt sie sich mit ihrem ganzen Gewicht ins Geschirr (dieser Hund muss schlank bleiben!!) und läuft ausgeprochen sicher. Wichtig ist mir nach wie vor, sie nicht zu überfordern. Wir bleiben auf weichem Grund und vermeiden schwierige Kreuzungen. Unter solchen Anfängerbedinungen kann ich mich aber schon total auf sie verlassen – die üblichen Anfänger-Erfolgserlebnisse halt ;-). Nun heißt es, mit kleinen Schritten voranzugehen. Ich bin gespannt! Motivationsprobleme zumindest habe ich mit beiden Hunden keine :-)!!! Maja 2008
Die Flächensuche Schon vor vielen Jahren spielten wir das Lieblingsspiel unseres Colliemischlings “Caspar” ohne jede Anleitung. Einer blieb beim Hund zurück und der andere lief – oft eine längere Strecke – und versteckte sich dann. Nach 10 Minuten Wartens ließ man den Hund los und freute sich an seiner Suchbegabung. Da weder Wild noch Jäger in unserer damaligen Wohngegend eine größere Rolle spielten, fühlten wir uns recht frei bei der Durchführung solcher Suchen. Als wir dann Emily bekamen, machten wir schon mit dem Welpen die ersten Suchspielchen. Der Hund wurde kurz festgehalten und durfte dann auf den Pfiff losstürmen um Frauchen oder Herrchen hinter dem nächsten Baum zu finden. Als der Hund dann größer und erfahrener wurde, half uns die Technik bei der Durchführung der Suchen. Jeder von uns hatte ein Handy dabei, das das Opfer kurz durchklingeln ließ, wenn es dann im Versteck saß. Emily hatte immer einen Riesenspaß dabei und gleichzeitig unterstützte es uns beim Bindungsaufbau. Erst als ich dann von einem Hundeverein erfuhr, der genau dies als Aktivität anbot, wurde ich Mitglied in einem Verein. Seither treffen wir uns ein- bis zweimal wöchentlich und haben alle unseren Spaß dabei. Die Menschen beim “Versteckspiel” und die Hunde beim Gebrauch ihrer Nasen und dem gleichzeitigen Durchkämmen eines Waldstücks im Renngalopp. Übrigens habe ich es noch nie erlebt, dass ein Hund dabei Wild nachging. Natürlich verscheucht schon das erste Opfer eventuell vorhandenes Wild und die zurückgelassenen Spuren scheinen für unsere Hunde, die eine konkrete Suchaufgabe haben, wenig interessant zu sein. Bei der Flächensuche, wie sie auch die “richtigen” Rettungshunde betreiben, durchsucht ein Hund das Waldstück mehr oder weniger selbstständig und zeigt dann gefundene Opfer an. Für diese Anzeige gibt es mehrere Möglichkeiten. Der Hund kann ein Verbeller sein, ein Bringsler oder ein Freiverweiser. Der Beller wird sich vor das Opfer stellen und so lange bellen, bis der Hundeführer endlich schwer atmend aufgeschlossen hat! Dann erst rückt das Opfer das Spielzeug oder die Futterdose raus. Die meisten unserer Hunde sind futtermotiviert, nur wenige arbeiten lieber für ein Zerrspiel. Emily wurde anfangs als sog. Bringsler ausgebildet. Ich wählte diese Anzeigeart, da es für mich die anspruchsvollste war und ich meinen Hund fordern wollte. Ein Bringsler trägt ein kleines Dummy am Halsband, das er dann selbständig aufnimmt, wenn er das Opfer gefunden hat, zurück zum Hundeführer bringt, abliefert und dann den Hundeführer zum Opfer führt. Aufgebaut wurde das so, dass das Opfer lange Zeit das Dummy neben sich liegen hatte und der Hund so lernt, dass er damit zuerst zu Frauchen oder Herrchen zurückzulaufen hat. Wenn er dies sicher kann, wird das Bringsel am Halsband befestigt und wenn der Hund beim Opfer danach sucht, fällt es ihm am Halsband ins Auge, er nimmt es auf und apportiert es. Emily mit (gefilztem 🙂) Bringsel! Dies hatte Emily sehr schnell gelernt, doch es kam immer wieder zu vermeidbaren Fehlern. Beispielsweise stoppte sie im Sommer an einem Bach ab um zu trinken, verlor dabei das Dummy und lief ohne weiter…. Oder sie musste einen dunklen Raum durchsuchen, und wollte mir signalisieren “es reicht, hier mag ich nicht weiter arbeiten”, nahm das Dummy ins Maul und kam zu mir zurück. So stellte ich sie zum Verbeller um, was innerhalb von nur zwei Tagen geschehen war. Nun ist das Verbellen für sie schon fast eine Belohnung, da es stressabbauend und selbstbelohnend wirkt. Emily findet im Steinbruch Emily auf dem THW-Trümmergelände: Es gibt nun Hunde, die weder gut verbellen (z.B. weil sie sich einfach scheuen, Menschen anzubellen), noch gern apportieren. Diese kann man dann zum “Freiverweiser” ausbilden. Der Freiverweiser findet seine eigene Möglichkeit zu kommunizieren, dass er das Opfer gefunden hat. Manche Hunde sitzen beim Hundeführer vor, manche bellen ihn an, manche springen an ihm hoch. Die Methode ist egal, wichtig ist, dass das Signal für beide eindeutig ist. |