Ligurien und Piemont

 zweite Märzhälfte 2013

Zwei Wochen waren wir im frühen Frühjahr 2013 in Ligurien (Cinque Terre) und im Piemont mit dem Wohnmobil unterwegs. In Ligurien wanderten wir stundenlang auf alten Maultier- und Eselspfaden mit überwältigenden Ausblicken aufs Mittelmeer. Im Piemont waren wir zwischen Weinbergen unterwegs, konnten mit Glück in sonnigen Stunden Fernblicke bis zu den schneebedeckten Alpen bewundern und genossen wunderbares Essen mit italienischem Wein.

Wir waren in der zweiten Märzhälfte unterwegs – mit allen Vor- und Nachteilen. Zu den Vorteilen gehörten grundsätzlich leere Stellplätze und weitgehend einsame Wanderwege, zu den Nachteilen unter anderem Schlechtwettertage. So fanden wir uns auf der Hinfahrt unversehens im tiefstem Winter wieder, hier Bilder aus Marsaglia:

Wie uns eine Italienerin sagte: “Das schlechteste Wetter seit Jahren!” Aber hier war`s ja zwischenzeitlich nicht anders….

Umso mehr schätzten wir dann die warmen Frühlingstage in Ligurien:

Nach diesem Urlaub verstehen wir nicht, warum Italien keinen guten Ruf als Hundereiseland hat. Zumindest außerhalb der Saison haben wir uns dort mit unseren drei Hunden ausgesprochen wohl gefühlt. Dass Hunde im Hochsommer an Stränden nicht willkommen sind, können wir verstehen und in Deutschland ist das ja keineswegs anders.

Uns geht es mehr um die generelle Einstellung und die war doch erstaunlich positiv. Die Hunde wurden mit deutlich freundlicheren Blicken bedacht als im heimatlichen Stuttgart (was aber vielleicht auch an den grantelnden Schwaben liegen könnte?). Immer wieder fanden sich nette Italiener, die Biene freudig wie lang vermisste Freunde anspringen durfte und sie in ihrer Überzeugung kräftig bestärkten, dass alle Menschen nett seien und Hunde im allgemeinen und sie im speziellen liebten. Wir hörten so viele „che bei cani!“ und “bellisimo”! Auch streichelten viele die Hunde ungefragt (wogegen weder ich noch glücklicherweise die Hunde etwas haben) und eine Italienerin drückte sogar ein Küsschen auf Majas lange Nase, als sie uns auf einem der schmalen Saumpfade von unten her kommend begegnete. Für Hunde und ihre Menschen, die solche Nettigkeiten nicht schätzen, wären unsere langen Wanderungen auf den alten, schmalen Pfaden eher ein Albtraum gewesen und eigentlich nur mit Maulkorb zu verantworten.

 Auch sonst waren die Hunde (fast) immer willkommen und es hieß „No problem!“, wenn wir zögernd vor kleinen Cafés standen oder fragten, ob wir sie ins Wassertaxi mitnehmen könnten. Italien hätte keine kleinen Probleme, informierte uns ein Italiener, „only big problems!“. Da mag was dran sein…..

Die Leinen benutzten wir eigentlich nur in den Städtchen. Wir waren viel wandernd unterwegs, oft recht unwegsam steil aufsteigend oder abfallend und mit drei angeleinten Hunden wäre das fast nicht machbar gewesen. So waren wir doch sehr dankbar, dass wir außerhalb jeglicher Saison reisten. Erkauft wurde das allerdings mit einem großen Mangel an touristischer Infrastruktur. Viele Restaurants, Campingplätze und öffentliche Verkehrsmittel (wie Wassertaxis, die uns nach der langen Wanderung zum Wohnmobil hätten zurückbringen sollen) waren noch nicht wieder in Betrieb genommen.

Bei einer Zugfahrt brauchten wir zu unserem Erstaunen keine Maulkörbe, allerdings eigentlich dringend die im Wohnmobil liegenden Impfpässe. Aber „no problem“, der Ticketverkäuferin war`s egal – nur bei einer evtl. Kontrolle, die nicht kam, hätten wir 40 €/Hund zahlen müssen. Danach waren dann Impfpässe UND Maulkörbe im Rucksack mit dabei. Letztere brauchten wir allerdings nie.

Ausgewiesene Leinenpflicht sahen wir selten und selbst wenn, konnten wir diese meist ignorieren. Allerdings zeigten unsere Hunde auch wirklich keinerlei Jagdinteresse (von den Dorfkatzen mal abgesehen!). Wild schien es außer Wildschweinen wenig bis keins zu geben. Die Wildschweine allerdings hinterließen immer wieder deutlich sichtbare Spuren. Von Oktober bis Januar ist die Wildschweinjagd wohl ein größeres Thema und teils wird dann zweimal wöchentlich gejagt, wie uns Schilder informierten. Auch weggeworfene Patronenhülsen, die von Jagdaktivitäten zeugen, fanden wir häufig:

Jagdhunde gab es viele und unsere einzige unfreundliche Hundebegegnung war einer von diesen. Er tobte, als wir uns auf einem der üblichen schmalen Wege an ihm und seiner Halterin vorbeizwängten und als sie ihn dann später losließ, raste er fast einen Kilometer wild bellend hinter uns her. Da musste ihn dann mein hoch erhobener Wanderstock überzeugen, dass unsere drei besser in Ruhe gelassen werden sollten.

Unterwegs kamen wir ständig an wild kläffenden Hof-, Zaun- und Zwingerhunden vorbei, erstere häufig an kurzen Ketten hängend und immer wieder ein trauriger Anblick. Im reichen Ligurien waren es größere und reinrassigere Wachhunde, im ärmeren Piemont viele kleine Mischlinge. Nach den ersten Begegnungen hatten unsere Hunde gelernt, diese Zaunkläffer gepflegt zu ignorieren. War mal einer freilaufend unterwegs, war er immer freundlich bis ängstlich.

Das Frühjahr 2013 war leider hier wie dort sehr nass, was zu zahlreichen Erdrutschen führte. So waren die Cinque-Terre-Wege gesperrt und wir sahen, wie ein Hubschrauber einen kleinen Bagger zum Unfallort flog. Auch eine unserer Wanderungen wurde von einem Erdrutsch abrupt gestoppt und wir versuchten vergeblich, daran vorbeizukommen:

Die Weiterfahrt führte dann bei trüberem Wetter ins Piemont – Wanderungen durch Weinberge und bestes Essen in unzähligen Gängen:

Die Trüffel müssen wohl in anderen Ecken zu finden sein, denn Wald gab es hier nur sehr wenig:

Beladen mit italienischen Köstlichkeiten kamen wir wieder zurück nach Hause. Wobei ich noch einmal auf einen grundsätzlichen Unterschied zum Reisen in Deutschland und im Ausland zu sprechen kommen möchte: das Essen. Letztes Jahr waren wir auf Rügen immer wieder von der Qualität der einzig verfügbaren Billig-Supermärkte enttäuscht. Welch ein Unterschied zu Italien (aber auch Frankreich, Holland, Schweden, um nur die zu nennen, die wir persönlich kennenlernten)! Selbst im kleinen italienischen Dorfladen war die Auswahl ganz deutlich besser als auf Rügen…. Ganz zu schweigen von den großen Supermärkten. Ist in Deutschland wirklich nur der Preis Priorität und auf Geschmack und Vielfalt wird kein Wert gelegt? Es ist schade – und spricht leider deutlich gegen einen Urlaub im eigenen Land…

Noch ein Tipp zum Schluss: wenn Sie eine Reise ins nördliche Italien mit Hund planen, nehmen Sie Hundeschuhe mit. Die Italiener haben eine, ähm, eher lässige Einstellung zum Müll und wir fanden unterwegs sehr oft zerschlagene Weinflaschen. Unsere Hunde kamen alle mit heilen Pfoten wieder zurück, aber für den Fall der Fälle, hätte ich gerne Schuhe dabeigehabt, um einen Pfotenverband sichern zu können….

 

aa